Some Kind Of Grey – Jazz, Improv & more…

mono044  Kontrans660

Some Kind Of Grey – Jazz, Improv & more…

Die zeitgenössische Improvisation spielt in der Welt der recorded music oft nur noch eine dokumentarische Rolle. Zuhörer und Kumpels kriegen eine CDR mit dem Mitschnitt des Auftritts, um später Erinnerungen an das eigentlich einzigartige Live-Event abrufen zu können. Eine ganze Reihe von Veröffentlichungen stemmen sich diesem konservatorischen Anspruch entgegen und stellen Künstler in besonderen Projekten und Konstellationen vor. Einige dieser Releases werden im Schnelldurchlauf hier vorgestellt.
Der Pianist Jeff Covell und der Saxophonist Ed Fiorenza haben mit Thin Air Tango (CD, OriginalCopy Records CD 411) ein sehr plüschiges und liebliches Werk eingespielt, das Stücke aus mehreren größeren Zyklen kombiniert. Die Farben sind gedeckt, die Stimmung ist „nett“ und alles schrappt knapp am Barjazz vorbei. In der Kunst der Klangzerstäubung übt sich das Kölner Trio bestehend aus Thomas Lehn (EMS Synthie), Carl Ludwig Hübsch (Tuba) und Philip Zoubek (Piano) auf Scope (CD, Monotype Records mono044). Ergänzt um den österreichischen Trompeter und Grenzgänger Franz Hautzinger wird durch dessen Delays und traumwandlerisches Spiel der trockene und manchmal ruppige Sound von LHZ etwas aufgewärmt und koloriert. Trolleybus ist ein niederländisches Trio mit den Musikern Yedo Gibson (Reeds), Nora Mulder (Piano) und Renato Ferreira (Double Bass). Auf ihrem Album Buiten Dienst (self release) vertrauen sie darauf, dass sich die Intimität und Spritzigkeit ihres Livespiels überträgt – dies gelingt zur Mitte der Scheibe ganz gut, als schnalzende Klappen und kaskadierendes Klavierspiel einen lebendigen Klangstrom entstehen lassen. Der unermüdliche Stimmarbeiter Jaap Blonk präsentiert mit Songs Of Little Sleep (Kontrans 660) eine Auswahl von 13 Stücken, die alle mit kürzeren Ausschnitten aus der Suite Six Solipsistic Songs verbunden werden. Die Akrobatik umfasst verschiedenste Disziplinen: furztrockene Sound Poetry, heftigste out of body-Experimente, Bearbeitungen in Form von Layerings und Stretchings und undefinierbare Zwischenformate. Jaap Blonk zeigt einmal mehr, dass er sich selbst ein eigener Planet bleibt – sehr eigen und für den Hörer eine Herausforderung.
Zipo